DWI: Der Weinjahrgang 2008 Archiv
Ein Blick in die 13 deutschen Weinbaugebiete
Die deutschen Winzer sind mehr als zufrieden mit den Qualitäten und Erntemengen des Weinjahrgangs 2008. Eine relativ kühle Herbstwitterung ermöglichte eine gesunde und sukzessive Reifeentwicklung. Es wurden insgesamt gute bis sehr gute Qualitäten eingebracht und auch Spitzenweine mit mehr als 200° Oechsle gelesen. Schlanke, spritzige Weißweine mit einer frischen Fruchtsäure sind typisch für den Jahrgang 2008. Die gesamte deutsche Weinernte beläuft sich voraussichtlich auf 10 – 10,5 Mill. hl. Wie sich die Situation in den 13 deutschen Weinbaugebieten darstellt, berichtet das Deutsche Weininstitut (DWI).

© Deutsches Weininstitut (DWI)
Ahr
Seit Mitte September waren die Ahrwinzer für nahezu sechs Wochen mit der Weinlese beschäftigt. Frühburgunder wurde zum Auftakt gelesen, Spätburgunder und schließlich Riesling zum Herbstausklang. Gesundes Traubengut ermöglichte diese lange Lesezeit. Die Geduld der Winzer wurde mit einem respektablen durchschnittlichen Mostgewicht von 85° Oechsle belohnt. Einzelne Rotweine erreichten mehr als 100°. Bei 85 hl/ha lag der Ertrag, wobei die weißen Sorten vergleichsweise wenig Traubenmost lieferten, die roten Burgunder und der Portugieser dagegen deutlich mehr. Insgesamt wird die Weinernte an der Ahr nicht ganz die 50.000 hl erreichen und wohl 10 Prozent unter der von 2007 liegen. Qualitativ vergleichen die Ahrwinzer den Jahrgang 2008 mit dem Vorgänger. Es liegen sehr saubere Weine in den Kellern und die Rotweine präsentieren sich gut eingefärbt. Jahrgangsbedingt notieren die Säurewerte höher als im Vorjahr.
Baden
Die Lese startete in Baden mit der Rebsorte Müller-Thurgau Mitte September, die Hauptlese begann etwa eine Woche später. Kühle Nächte und sonnige, warme Tage sorgten bei meist trockener Witterung für einen sehr ruhigen Herbstverlauf. Erst Anfang Oktober begann die Burgunderlese, bei bestem Gesundheitszustand der Trauben. Bis in die zweite Oktoberhälfte warteten die Winzer den jeweils optimalen Erntezeitpunkt ab. So gelang es beim Spätburgunder, kräftig ausgefärbte Trauben einzubringen. Über hervorragende Qualitäten freuen sich die Winzer sowohl bei den Weiß- wie auch bei den Rotweinen. Beispielsweise wurde Spätburgunder kaum unter 90° Oechsle geerntet. Und vom Gewürztraminer konnten auch Trockenbeerenauslesen eingelagert werden. Die ersten Jungweine präsentieren sich fruchtbetont, lebendig und mit verspielter Säurestruktur. Der Durchschnittsertrag wird kaum 90 hl/ha erreichen; somit bleibt die Erntemenge in Baden unter 1,4 Mill. hl.
Franken
Lebendig, spritzig und frisch, mit einem stabilen Säuregerüst und einer ausgeprägten Aromatik präsentiert sich in Franken der Weinjahrgang 2008. Die Weine bringen sehr viel Geschmack mit, haben nicht ganz so viel Alkohol wie in den Vorjahren und weisen ein gutes Lagerungspotential auf. Die Konsumenten dürfen sich besonders auf tolle Silvanerweine freuen. Schätzungsweise 445.000 Hektoliter beträgt die Weinmosternte 2008 in Franken. Das sind etwa 80.000 Hektoliter weniger als im vergangenen Jahr. Der Ertrag lag bei rund 75 hl/ha und durchschnittlich 86 Grad Oechsle. Zwei Drittel der Ernte erreichen Prädikatsweinniveau. Die fränkische Weinlese 2008 wird als eine der längsten Ernteperioden in die Geschichte eingehen. Bereits Mitte September wurde mit der Lese der frühen Sorten begonnen. Es folgte ein häufiger Wechsel von schönem Lesewetter und Regenschauern und damit ein Zitterspiel für die Winzer - mit letztlich gutem Ausgang: Auf der Gewinnerseite waren vor allem die spätreifenden Sorten wie Riesling und Silvaner.
Hessische Bergstraße
Noch haben wenige Weinbaubetriebe an der Hessischen Bergstraße zur Produktion edelsüßer Weine einige Trauben am Stock hängen, doch die Hauptlese, die Mitte September begann, ist seit dem 25. Oktober abgeschlossen – mit einem sehr guten Ergebnis: Hohe Mostgewichte, guter Ertrag und eine reife Säure kennzeichnen den Jahrgang in dem nur 440 ha großen Anbaugebiet. Wichtige Rebsorten wie Riesling und Spätburgunder brachten Erträge von durchschnittlich 80 hl/ha. Riesling erreichte 85° Oechsle und mehr, vom Spätburgunder mit durchschnittlich 95° Oechsle werden kräftige Rotweine erwartet, die Vergleiche mit dem Jahrgang 2005 erlauben. Der Weißweinherbst ähnelt in Menge und Güte dem Jahrgang 2004. Die Erntemenge wird wohl etwas über der des Vorjahres liegen und annähernd 35.000 hl erreichen.
Mittelrhein
Erst im Oktober begann am Mittelrhein die Rieslinglese. Die Rebflächen in den Steillagen präsentierten sich in einem gesunden Zustand, auch die Wasserversorgung war ausreichend, so dass kein Grund zur Eile bestand. Durch den späten Lesebeginn ermöglichten die Winzer ihrer Hauptrebe, dem Riesling, eine lange Vegetationsphase zur Ausbildung der feiner Aromen. Etwa die Hälfte der Weinmoste erreichte Prädikatsweinniveau, ein Hinweis auf die gute Jahrgangsqualität. Der Hektarertrag liegt bei etwa 100 hl/ha, die Gesamterntemenge überschreitet voraussichtlich 40.000 hl und liefert damit das beste Ergebnis seit fast zehn Jahren.
Mosel
Gut in Qualität und Menge – dieses vorläufige Fazit ziehen die Winzer im Weinanbaugebiet Mosel zur Weinernte 2008, die in den Steillagen an Mosel, Saar und Ruwer auch Ende Oktober noch nicht vollständig abgeschlossen war. Vor allem die Rieslingrebe nutzte die lange Reifephase zur Ausbildung von Fruchtaromen und Extrakten. Die Weinfreunde dürfen sich somit erneut auf mineralische, elegante, saftige und fruchtige Weine freuen. Im langjährigen Vergleich spricht man von einem sehr guten Jahrgang 2008, der jedoch nicht ganz den außergewöhnlichen Vorgängerjahrgang erreicht. Aufgrund des unbeständigen Herbstwetters war für die Winzer wieder eine selektive Lese angesagt. Während die frühreifenden Rebsorten bereits ab Mitte September eingebracht wurden, startete die Rieslinghauptlese erst Mitte Oktober – mit einem beachtlichen Durchschnittsmostgewicht von 80° Oechsle. Bei selektiver Lese wurden 90° Oechsle und mehr erreicht. Müller-Thurgau wurde mit 70° Oechsle eingebracht, Elbling mit 65°. Besonders hohe Mostgewichte (90° und mehr) verzeichneten die Burgundersorten. Die Gesamterntemenge an der Mosel wird auf maximal 930.000 hl geschätzt; das wären 20.000 hl weniger als im Vorjahr.
Nahe
An der Nahe spricht man von einem „Jahrgang nach Maß“, denn Qualität und Quantität fallen zufriedenstellend aus. Die Lese begann bereits am 20. September und wird, vor allem an der oberen Nahe, nicht vor Anfang November zu Ende gehen. Die kühle Septemberwitterung veranlasste die Winzer zum Abwarten. So konnten nach und nach Weinmoste mit respektablen, überdurchschnittlichen Mostgewichten eingebracht werden. Müller-Thurgau, Portugieser oder auch Dornfelder lagen bei etwa 75° Oechsle, Weiß- und Grauburgunder meist über 90°. Ertragsreduzierte Weinberge lieferten auch bei den Rotweinen Mostgewichte auf diesem Niveau. So bietet der Jahrgang nach Maß ausreichend Qualitäts- und Prädikatswein bis zur Spät- und Auslese, um die teilweise geräumten Keller wieder aufzufüllen; lediglich in der Spitze kann der Jahrgang nicht mit dem Vorjahr mithalten. Vergleiche werden zum Jahrgang 1998 angestellt. Oftmals konnten die guten Ergebnisse nur durch eine selektive Vorlese erreicht werden. Neben den guten Mostgewichten charakterisiert eine frische Säure die Naheweine des Jahrgangs 2008. Sie sollten bei einem Hektarertrag von über 100 hl/ha in einer Größenordnung von etwa 450.000 hl zur Verfügung stehen.
Pfalz
Kräftige Niederschläge Mitte September weckten bei vielen Pfälzer Winzern Erinnerungen an den Jahrgang 2006. Entsprechend schnell setzte die Ernte ein. Doch die folgenden kühlen Nachttemperaturen trugen rasch zu einer spürbaren Entspannung der Situation bei, so dass der Herbstverlauf insgesamt sehr ruhig und ohne jegliche Hektik bis in die zweite Oktoberhälfte voranging. Der gewährte zeitliche Aufschub wurde aktiv von den Betrieben genutzt, um eine Vorlese von Botrytis befallenen Trauben durchzuführen. Zudem half das Zuwarten beim Abbau der Säure in den Trauben. Die jungen Weißweine des Jahrgangs 2008 präsentieren sich eher schlank, aber mit guter Struktur und lassen sehr trinkfreudige, von sortentypischer Frucht und animierender Säure geprägte Weine erwarten. Die Farbe der Rotweine ist überraschend dunkel und auch die Tannine präsentieren sich dicht und ansprechend. Überall konnten auch Partien mit hervorragenden Mostgewichten über 95° Oechsle geerntet werden, häufig aber nicht in den gewünschten Mengen. Selbst Beeren- und Trockenbeerenauslesen, z.B. ein Rieslaner mit 240° Oechsle, wurden vereinzelt unter großem Aufwand erzeugt. Der Prädikatsweinanteil liegt etwas niedriger als in 2007, aber doch über einem Drittel. Sehr gute Mostgewichte erreichten Riesling, Grau- und Weißburgunder (mit durchschnittlichen Werten von 85 bis 95° Oechsle) sowie Spätburgunder, der im Schnitt mit beachtlichen 95° Oechsle geerntet wurde. Erneut bringt die Pfälzer Weinernte einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag. Die Schätzungen belaufen sich auf 2,4 Mill. hl. Die Winzer sprechen von einem „Jahrgang nach Maß“, da er bei einer lebhaften Nachfrage mit guten Qualitäten und ausreichenden Mengen aufwartet.
Rheingau
Nach dem kühlen September warteten die Rheingauer Winzer den Oktober ab, ehe sie mit der Lese von Riesling und Spätburgunder, den beiden wichtigsten Rebsorten des Rheingaus, begannen. Erst in der zweiten Oktoberwoche erreichte die Rieslinglese ihren Höhepunkt. Meist lagen die Mostgewichte bei 80 bis 85° Oechsle. So bringt der 2008er Jahrgang im Rheingau vor allem Kabinettweine gehobener Güte. Mit dem Ertrag sind die Winzer zufrieden. Er bewegt sich ca. zehn Prozent über dem langjährigen Durchschnittswert von 250.000 hl.
Rheinhessen
Deutschlands größtes Weinanbaugebiet Rheinhessen rechnet mit einer recht großen Weinernte 2008. Die Mengenschätzungen liegen bei 2,9 bis 3,0 Mill. hl. Die Natur hat den Winzern in diesem Jahr nichts geschenkt, aber doch Chancen geboten, die auch genutzt wurden. Schon Mitte September begannen viele Betriebe, vor allem im südlichen Rheinhessen, mit der selektiven Lese und ließen nur gesundes Traubenmaterial zur weiteren Reifung am Stock. In der letzten Oktoberwoche war die Weinlese im Wesentlichen abgeschlossen, wobei die Qualitäten besser waren, als man dies einen Monat zuvor vermutet hatte. So erreichten beispielsweise die Rieslinge in den guten Lagen am Rhein 90°, Weißburgunder durchschnittlich 80° und Grauburgunder 90° Oechsle. Auch der Spätburgunder überzeugte in seiner Qualität. Der für Rheinhessen typische Silvaner reagierte sehr gut auf die qualitätsfördernden Maßnahmen der Winzer, so dass das gesamte Qualitätsspektrum bis zum Selectionswein abgedeckt werden kann. Allerdings wird es in diesem Jahr deutlich weniger edelsüße Weine geben. Qualitativ zieht man in Rheinhessen Vergleiche zum Jahrgang 2004; die Menge ähnelt der des Jahres 1999.
Saale-Unstrut
Die Winzer an Saale-Unstrut haben in diesem Jahr etwa 50.000 Hektoliter Wein geerntet, 2.000 Hektoliter mehr als im Vorjahr. Die Mitte September angelaufene Weinernte wurde erst Ende Oktober abgeschlossen. Vor allem die spät reifenden Sorten wurden bis zu 14 Tage später als üblich geerntet, was den erzielten Mostgewichten sehr zu gute kam. Einzelne Winzer berichten gar von sehr guten Ergebnissen, beispielsweise von Weißburgunder oder Schwarzriesling mit 95° Oechsle. Vor allem die spätreifenden Sorten zählen zu den Gewinnern dieses Herbstes. Die Weine bestechen durch Reintönigkeit und eine ausgeprägte Fruchtigkeit. Man spricht von einer ähnlichen hohen Qualität wie beim Vorgänger-jahrgang. Viele Saale-Unstrut-Weingüter haben einige Reben für einen möglichen Eiswein stehen lassen, für den es im vergangenen Jahr nicht den nötigen Frost gab.
Sachsen
Trotz eines zeitigen Austriebs und früher Blüte der Reben begann die Weinlese in Sachsen nicht früher als normal. Die kühle Witterung zum Septemberanfang verschob den Lesebeginn auf Mitte September. Einen Monat darauf wurde mit der Ernte der Riesling- und Gewürztraminertrauben die Hauptlese 2008 abgeschlossen. Der Ertrag beläuft sich in Sachsen nur auf etwa 55 hl/ha und die Erntemenge damit nur auf 23.500 hl. Schon der Vorgängerjahrgang hatte ein ähnliches Ergebnis gebracht. Qualitativ wird der Weinjahrgang 2008 in Sachsen als guter Durchschnitt bewertet. Die Mostgewichte erreichten die langjährigen Werte oder lagen etwas darüber. Zwei Drittel der Ernte werden als Qualitätswein, ein Drittel als Prädikatswein eingestuft. Insgesamt werden eher leichte und fruchtige Weine erwartet.
Württemberg
Der Weinjahrgang 2008 fiel in Württemberg sehr gut aus. Die Mostgewichte waren beachtlich. Durch den Wechsel von warmen und sonnigen Tagen und kühlen Nächten in der Reifephase zeigt sich die Aromareife bei allen Sorten sehr gut ausgeprägt. So können die Verbraucher besonders sortentypische Weine erwarten. Die Weinlese begann in Württemberg mit den frühen Sorten Acolon, Müller-Thurgau und Dornfelder bereits Mitte September, die spätreifenden Sorten Trollinger, Lemberger und Riesling wurden durchweg im Oktober geerntet. Dank der stabilen Wetterlage mit sonnigen Spätherbsttagen konnten die Weingärtner den optimalen Lesezeitpunkt und die volle Aromaausprägung abwarten. Mit Mostgewichten von meist 75 bis 85° Oechsle wurden bei allen wichtigen Rebsorten gehobene Weinqualitäten im Kabinett- und Spätlesebereich eingebracht. Die Erntemenge liegt in Württemberg etwa 10 % unter der des Vorjahres. Bei einem Hektarertrag von etwa 100 hl/ha erreicht die Gesamterntemenge Württembergs rund 1,15 Mill. hl. Fast drei Viertel der Ernte lieferten die roten Traubensorten. Annähernd 90 Mill. Liter entfallen auf die württembergischen Weingärtnergenossenschaften.
Quelle: Deutsches Weininstitut, Pressestelle